Ein Jahr danach: Flutkatastrophe Juli 2021
Datum | Donnerstag, 14. Juli 2022 |
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Ereignis | Hochwasserkatastrophe 2021 |
Bericht
Genau heute jährt sich ein schicksalhaftes Ereignis. Für tausende Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen änderte die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 schlagartig ihr ganzes Leben. Mindestens 188 Menschen verloren durch die Wassermassen ihr Leben, viele weitere verloren ihre Häuser, ihr Hab und Gut. Für das THW war diese Nacht der Start des größten Einsatzes seiner Geschichte [01], der bundesweit Helferinnen und Helfer aus allen Ortsverbänden und allen Fachgruppen forderte.
Was war passiert?
Bereits ab dem 13. Juli 2021 sorgte das über Deutschland rotierende Tief „Bernd“ im Westen Deutschlands für enorme Regenmengen. Die Niederschlagsmenge am 14. Juli 2021, die über einen Zeitraum von nur wenigen Stunden fiel, summierte sich auf mehr als das Doppelte eines üblichen Monatsniederschlages im Juli. [02] Der großflächige Starkniederschlag fiel auch auf große Teile von Flusseinzugsgebieten. Wassermassen kanalisierten sich auf ihrem Weg durch teils enge Flusstäler und führten zusammen mit bereits gesättigten Böden und den jeweiligen geographischen Gegebenheiten zu einer gewaltigen Zerstörungskraft. Besonders das Ahrtal war von dieser Situation betroffen. [03]
Alleine an der Ahr gibt es (bis heute) 135 Todesopfer zu beklagen. Die Fluten zerstörten hier Häuser und große Teile der Infrastruktur, Straßen, Brücken und Bahnschienen wurden weggespült. Die Strom- und Trinkwasserversorgung brach zusammen, jegliche Kommunikationsmittel fielen aus. Viele Menschen waren in ihrer Not eingeschlossen und von jeglicher Hilfe abgeschnitten.
Für die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) entwickelte sich der größte Einsatz der Geschichte. THW-Einsatzkräfte aus ganz Deutschland waren über Monate in den Schadensgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Einsatz.
Einsatzrückblick des Ortsverbands Friedberg
Der THW Ortsverband Friedberg/Hessen wurde mit vielen weiteren Ortsverbänden des Regionalbereichs Frankfurt bereits in den Morgenstunden des 15.07.2021 alarmiert. Alle verfügbaren Kräfte sollten sich auf Anfahrt in den Kreis Ahrweiler begeben und den Bereitstellungsraum in Grafschaft ansteuern. Der Ortsverband Friedberg/Hessen entsendete seinen Technischen Zug ins Schadensgebiet.
Die Einsatzkräfte wurden vor Ort mit vielen Eindrücken konfrontiert. Das gewaltige Schadensausmaß, die Betroffenheit der Menschen und die Herausforderungen der Koordinierung zeigten schnell, dieser Einsatz wird die Einsatzkräfte noch lange fordern.
Der ca. 24-stündige Einsatz am 15.07.2021 war nur der Auftakt, es folgten in den nächsten Monaten teils mehrwöchige Einsätze mit den unterschiedlichsten Anforderungen.
Übersicht der eingesetzten Einheiten und Einsatzaufgaben:
- Technischer Zug - Erkundung, Menschenrettung und Bergung
- Bergungsgruppe mit EGS - Unterstützung der Fachgruppe Ölschadensbekämpfung
- Fachgruppe Logistik Materialwirtschaft - Aufbau und Betrieb eines Logistikstützpunktes im Einsatzgebiet
- Führungskräfte - Koordination der Verteilung von Sachspenden
- Fachberater THW - Fachberatung der Einsatzleitung
- Führungskräfte - Unterstützung der Materiallogistik am Logistikstützpunkt
- Kraftfahrer D - Personentransport von Einsatzkräften
- Logistik-Spezialisten - Fachberatung und Logistikunterstützung
- Einzelne Transportaufträge
- Zugtrupp - Erkundung im Schadensgebiet und Unterstützung der THW Führungsstelle Ahrtal
- Zugtrupp - Unterstützung Logistikstützpunkt
- Trupp Logistik Materialerhaltung - Durchführung von Reparaturen und Materiallogistik
Insgesamt entsendete der Ortsverband Friedberg 24 Helferinnen und Helfer in den Einsatz, viele von ihnen mehrfach. Die Einsatzkräfte leisteten dabei ehrenamtlich 5.842 Stunden um den Menschen im Ahrtal zu helfen.
Der OV Friedberg/Hessen erhielt im Zeitraum vom 15.07.2021 bis 09.10.2021 insgesamt 13 Einsatzaufträge. Im Einsatz waren alle Teileinheiten und Fahrzeuge des Ortsverbandes. Mit den Fahrzeugen wurden insgesamt 13.678 km zurückgelegt.
Während des gesamten Einsatzzeitraums wurden im Ortsverband viele begleitende Tätigkeiten durch ein Team des Leitungs- und Koordinierungsstabs (LuK OV) abgewickelt. Zu ihren Aufgaben gehörten unter Anderem die Teilnahme an Telefonkonferenzen, das Abfragen der Verfügbarkeiten der Helferinnen und Helfer, die Presse- und Medienarbeit, die Zusammenstellung der Einheiten sowie das Bearbeiten der Arbeitgeberschreiben.
Danke!
Ein großer Dank geht an unsere Einsatzkräfte, die alles möglich gemacht haben um selbstlos Anderen in ihrer Not beizustehen. Wir bedanken uns bei unseren Familien, unseren Partnerinnen und Partnern, ohne deren Rückhalt unsere Hilfe nie bei den Menschen angekommen wäre. Ein weiterer Dank geht auch an alle Arbeitgeber, die unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte für die Einsätze freigestellt haben.
In ehrvollem Gedenken an die Opfer und Betroffenen der Flutkatastrophe
Wir wollen hiermit auch an das Ereignis und die Betroffenen erinnern. Viele haben bis heute mit den Ereignissen und ihren Folgen zu kämpfen. Viele haben in einer Nacht Alles verloren.
Quellen und weitere Informationen:
[01] Flutkatastrophe: Größter Einsatz in THW-Geschichte
[02] Hochwasser Mitteleuropa, Juli 2021 (Deutschland)